Was soll man sagen, wo anfangen, wo aufhoeren? Mittlerweile sind schon wieder ein paar Wochen ins Land gegangen, wir sitzen in Esfahan, im Iran, und ich versuche mich zurueck zu erinnern, an die Zeit in Usbekistan. Alles in Allem war es recht unspektakulaer und die Entscheidung, nicht nach Samarkand zu fahren, wohl eine weise. Die gaengigen Stichwoerter greifen auch fuer Usbekistan: Heiss, windig und gastfreundlich. Die Fahrt zur Grenze, aus Tadschikistan kommend, hinterlaesst keine Spuren im Gedaechtnis, der Grenzuebertritt gibt uns nochmals die Gelegenheit, das alte Spiel des „Bolschoi Problem“ zu spielen – ohne Immigrationsformular sind wir fuer die Zollbeamten ein scheinbar leichtes Fressen. Dass wir keine Registrierung vorweisen koennen, wird gluecklicherweise uebersehen. Und so finden wir uns in einem kleinen separaten Raum drei Beamten gegenueber, die mit wichtigtuerischem Gehabe von grossen Problemen palavern. Wir vergessen fuer diese Zeit unsere sowieso nicht gerade grossartigen Russischkenntnisse und sitzen das Theater aus. Eine halbe Stunde lang immer wieder die gleiche Leier – wir muessten zur Kirgisisch-tadschikischen Grenze zurueckfahren, um uns das fehlende Formular zu holen – laecherlich! Und so sitzen sie da und warten, dass wir doch endlich mal die Frage nach den Kosten stellen, was wir uns aber tunlichst verkneifen. „Wir Turist, nicht unser Problem!“ Und wir haben Zeit. Irgendwann sagen wir gar nichts mehr und warten einfach was passiert. Ausreisestempel – das passiert.
Auf usbekischer Seite laeuft alles wesentlich professioneller ab. Genaue Angaben auf den Einreiseformularen, Gepaeckkontrolle bis hin zur Ueberpruefung der Fotos auf unseren Kameras. Das dauert. Aber aus der Ruhe bringt uns auch das nicht. Wir haben ja Zeit. Schon wieder. Und dann heisst es – los! Ein neues Land, wenig Neues. Die Menschen und die Landschaft veraendern sich nicht abrupt. Es bleibt weiterhin freundlich, russisch ist noch immer gut fuer die Verstaendigung. Am ersten schattigen Restaurant bleiben wir haengen… Das Essen wird fuer uns bezahlt, danach werden wir von anderen Gaesten zu Tische gebeten und schluerfen zum Dank ein garstiges Wodka-Bier-Gemisch. Einladungen zur Uebernachtung folgen, wir nehmen dankend das Angebot eines Melonenfarmers an, auf seiner Plattform im Feld zu naechtigen… Zur Abkuehlung plansche ich mit ihm im Bewaesserungsbecken herum und entsteige diesem schliesslich dank des schlammigen Wassers nicht sauberer, aber immerhin erfrischter.
In den kommenden Tagen veraendert sich die Landschaft und laesst uns erahnen, was auf uns zukommen wird. Wueste. Und damit heisser, trockener Wind, kein Schatten und der Durst… Auch hier halten immer wieder Autos an, und wir kommen so in den Genuss von Geldgeschenken, Melonen, Joghurt und Wasser. Die Staedte unterwegs sind so gesichtslos wie die Landschaft, in die sie eingepflanzt sind – im Falle Mubaroks, einer sowjetischen Industriestadt (Gas)ist es nicht einmal die Gesichtslosigkeit, sondern eine graue, faltige Fratze in eintoenig sandiger Unendlichkeit. Doch bekommen wir auch das Liebenswuerdige dahinter zu sehen. Wir werden auf unsere Frage nach einer Uebernachtungsmoeglichkeit hin zum Buergermeisteramt eskortiert, wo wir erstmal warten muessen. Irgendwann werden wir hereingebeten zum Stadtobersten und herzlich willkommen geheissen. Einer Vermittlung ins nahe Hotel folgt eine Einladung zu einer Doppelhochzeit und somit sind wir fuer den Rest des Abends verplant….
Hochzeit = laut, stickig, heiss. Die Lautsprecher sind sicher nicht fuer diese Lautstaerken gemacht, droehnen und klappern im Rhythmus der Dancebeats und zentralasiatischer Musik. Professionelle Showeinlagen unterbrechen die wilden Tanzeinlagen der Gaeste, Ansprachen zum Wohle der Frischvermaehlten schlaefern ein – bis, ja bis ich am Zuge bin. Die Ankuendigung, dass zwei europaeische Gaeste die Feier beehren holt viele aus ihrer Erstarrung und mein „Salam Aleikum“ erntet stuermischen Beifall…. Einzig und allein die Brautpaare scheinen an der gesamten Veranstaltung keinen Spass zu finden – sitzen auf ihren Thronen vor 300 Leuten und lassen sich wie Marionetten zu allerlei Zeugs herab…..
Unser Ziel ist Buchara – sagenumwobene Stadt an der Seidenstrasse. Das erste, was uns entgegenblitzt, sind heruntergekommene sowjetische Appartmentblocks und Prachtgebaeude aus ebendieser Epoche, an denen sichtbar der Zahn der Zeit nagt…
Eine eher faszinierende und unerwartete Seite der Stadt ist die ehemalige Prachtstrasse, an denen sich die Perlen der kommunistischen Architektur aufreihen…
In der Altstadt werden wir sogleich von den Touristenfaengern umgarnt und von dem einen ins andere Hotel gefuehrt. Hier hilft nur die Flucht. Das grosse Angebot an Unterkunftsmoeglichkeiten hilft bei den Preisverhandlungen und so werden wir bald fuendig… Ein geeignetes, sprich kostenguenstiges, Restaurant zu finden gestaltet sich da schon schwieriger. Zu guter Letzt bleibt uns der kleine Laden um die Ecke, der uns mit Brot, Kaese, Melone und Fisch aushilft…
Die Altstadt wurde in den letzten Jahren fieberhaft saniert, rekonstruiert und touristisch-infrastrukturiert. Das ehemalige Leben laesst sich in den kleinen Gassen noch erahnen, auf den Prachtplaetzen vor den Madressen, Moscheen etc. wird Geschichtstraechtigkeit nur noch inszeniert. Todsaniert und herausgeputzt enttaeuscht uns Buchara. Den Charme der Vergangenheit, des Vergaenglichen, muss man suchen – aber er laesst sich noch entdecken…
Die Hauptaufgabe des letzten Tages ist es, Zuzka schick zu machen fuer ihren grossen Auftritt im Iran. Unsere Suche nach der geeigneten Kleidung fuehrt uns zum grossen Basar, in dessen Klamottenlaeden eine Grausmkeit nach der anderen feilgeboten wird… Stundenlanges Suchen, Probieren, Herumfragen unter der gleissenden Sonne kostet uns muehsam angefutterte Kraefte…. Das Ergebniss ist schliesslich ein Kleidungsstueck, welches die strikten Auflagen der Islamischen Republik erfuellt, gleichzeitig aber auch auf einem Hippiefestival ohne Probleme getragen werden koennte….
Es geht weiter und noch heisst es, ein Land zu meistern, von dem wir so gar nichts wissen: Turkmenistan.
Hey! Ich habe auch Doug in Khorog spaeter getroffen!
Ich bin jetzt wieder beim Adventurer’s Inn in Dushanbe. Bald geht’s nach Kyrgyzstan weiter…
Und ansonsten, das hat mit dem EPA in Muenchen leider nicht geklappt :-( Aber vielleicht sehen wir uns trotzdem irgendwann.
Gruesse.
Xavier (Fransoze)
Mirečku…! Máš dolary? Dolary?
Klucí, já nemám dolary, já jsem delegace!
Neopouštěj staré známé pro nové, zvláště když jsou momentálně v nouzi. Možná mají paměť jako slonové, každé ráno tesknota je vzbouzí. Ich werde euch nie verlassen, Kameraden! Kammer-rad-denn! Obwohl wenn die Katze weg ist, tanzen die Mäuser auf dem Tisch. Ich tanze gerne, tanze rad. Und euer Tisch sieht so attraktiv aus… Mein wortschatz wächst organisch: die Alugurke – staré jízdní kolo; die Alugurke – staré jízdní kolo. Der Drahtesel – hovorově jízdní kolo; Der Drahtesel – hovorově jízdní kolo. A nyní si zopakujeme celé věty: Wie wurde der Drahtesel zum Hightechgerät? Jak se stal z jízdního kola zázrak techniky? Wie wurde der Drahtesel zum Hightechgerät? Jak se stal z jízdního kola zázrak techniky? A neviděla jste tudy jet dvě děti? Zwei Kinder vorbeigehen…? Nein, die befinden sich noch in Usbekistan. Cože, jaký že měli stan? Jó ták, u řeky stan. Tak to mušíte tudy, pořád za nosem. Dort, wo Knoblauch und Slivowitz duftet.
Euer Doktor MBA et H.C.