Vorweg ein kurzes Dankeschoen fuer die zahlreichen positiven Rueckmeldungen zu den Themen Reiseberichte und Bilderpraesentation. Auf einigen eurer Rechner scheint es allerdings ein Problem mit den Slideshows zu geben, die, was sie nicht tun sollten, selbstaendig ablaufen und sich dadurch mit der Hintergrundmusik ueberlagern. Wir werden daher vorerst die Fotos ohne musikalische Begleitung praesentieren. Die Musikauswahl war ohnehin mager und hatte sich schon nach zwei Praesentationen erschoepft.
Wer nicht staendig im Blog nachschauen moechte, ob es Neuigkeiten von uns gibt, der moege doch bitte den am rechten Rand, unterhalb des Kalenders befindlichen “Email-Newsletter” verwenden: Einfach eure Email-Adresse eingeben und schon erhaltet ihr Bescheid, wenn es Neuigkeiten gibt. Und nun viel Vergnuegen beim Lesen….
Folgende Notizen sind Beobachtungen waehrend der Reise in Indonesien und bilden, zugegebener Massen recht subjektiv, nur einen kleinen Teil unseres Alltags und der ungeheuren Vielfalt des Landes ab.
LEIBLICHES WOHL
Hochgelobte asiatische Kueche! Leicht, frisch, gesund, vielfaeltig – was gibt es in unseren Breiten nicht alles fuer Attribute, die hiesige Kochkunst zu umschreiben… Und oft verhaelt es sich in der Tat so, dass man mit nagendem Hunger eine der zahlreichen kleinen Esstempel, Warungs genannt, aufsucht und erfrischt, gestaerkt und frohen Mutes ebendiesen wieder verlaesst. Jede Menge Reis, Gemuese, Tofu und Tempe stehen auf unserem, seit Australien vegetarischen, Speiseplan. Dazu gehoert unser Favorit Gado-Gado, einem Salat aus gekochtem indonesischen Mischgemüse, der mit Erdnuss-Chili-Knoblauchsauce angemacht wird und zu dem Longton (Klebreis) und Krupuk (Krabbenchips) gereicht werden.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit beziehen die Strassenkoeche Station und verkaufen Leckereien, wie in reichlich Fett ausgebackene Bananen, gefuellten und frittierten Tofu oder Pancake Spesial. Zu diesem folgende Erlaeuterung:
In einer tiefen Pfanne mit Deckel wird ein ca. 3cm dicker, grobporiger Pfannkuchen zweiseitig gebacken und anschliessend mit Butter oder Margarine bestrichen, mit Kaese ueberraspelt, mit Schokoladensplittern bestreut und zum Abschluss mit reichlich gezuckerter Kondensmilch uebergossen und zusammengeklappt. So entsteht ein fettriefender, handdicker Kalorienschwamm, der, kurz vor dem Einschlafen verzehrt, schwer im Magen und ein bisschen auch auf dem Gewissen liegt….
Die Kosten fuer Nahrung sind sehr gering, so lang es sich um einheimische, besser noch lokale Produkte und nicht um Alkoholika handelt. Fuer einen Schweizer Franken, oder unter einem Euro, wird man sicher satt, eine kleine Flasche Cola hingegen kann schnell das Gleiche, eine Flasche Bier gar das Dreifache kosten.
Da wir uns momentan im Toraja-Hochland aufhalten, darf auch eines der gefragtesten Getraenke der Welt, Kaffee, nicht unerwaehnt bleiben. Die Bedingungen, besonders fuer die nach reichlich Regen verlangende Robusta-Bohne, sind hier hervorragend, und so kommt es nicht von ungefaehr, dass Kaffee hier an jeder Ecke angebaut, verarbeitet und natuerlich auch konsumiert wird. Dies am liebsten mit einem Teil Zucker auf einen Teil Kaffeepulver, heiss ueberbrueht und mit, wie kann es anders sein, gezuckerter Kondensmilch verfeinert. Ob mit oder ohne Milch – dies ist unser beliebtestes Doping auf Streckenprofilen jeder Art. Die Preise pro Glas schwanken zwischen 25 und 50 Eurocent.
UNTERKUNFT
Jeden Abend heisst es, nach einer Unterkunft zu suchen und vor allem, eine solche auch zu finden. Der taegliche Regen und die recht dichte Besiedlung machen Camping zu keiner attraktiven Variante. Auch die niedrigen Preise lassen uns auf die Unterkunft mit Dach und trockenem Boden zurueckgreifen. Fuer 1 US-Dollar pro Zimmer bekommt man zwei Holzpritschen ohne Matratze, aber mit beflecktem Laken, in einem durch Sperrholz notduerftig von anderen Verschlaegen abgeteilten Separee, fuer die Verrichtungen hygienischer Art eine betonierte Zisterne, welche gleichzeitig als Fischbecken dient, ein Freiluftklo und als kostenlose Beigabe intime Einblicke in die Lebensverhaeltnisse indonesischer Familien. Fuer ein paar Dollar mehr, kann man auch schon mal saubere Laken, Fruehstueck und ein “europaeisches WC” erwarten.
Das groesste Problem stellt derzeit das Finden eines solchen Ortes dar – oft fahren wir gut 100km und mehr, immer mit mindest einem suchenden Auge. Das Nachfragen bei der Bevoelkerung bringt meist unterschiedlichste Aussagen hervor, die sich dadurch als recht nutzlos erweisen. Anscheinend wird lieber irgend etwas behauptet, als zugegeben , dass man es nicht weiss. Gute Informationsstellen sind die im ganzen Land verteilten Polizeiposten – hier tatsaechlich unsere “Freunde und Helfer”.
AUSRUESTUNG
Unsere Ausruestung haelt und haelt und haelt. Nur die nicht edelmetallischen Teile an unseren Fahrraedern rosten leise vor sich hin. Der staendige Regen und die enorme Luftfeuchtigkleit hinterlaessen ihre Spuren auch in unserer Kleidung – nie richtig trocken mueffelt alles und zeigt nie gesehene Flecken – bei mir mehr, bei Zuzka weniger (wie machen das die Frauen bloss?) Somit ist staendige Waesche Pflicht. Am meisten leiden die Lederwaren – mein Guertel schimmelt und loest sich langsam auf, auch die Brooks-Saettel haben schon bessere Zeiten gesehen.
Der Rest ist erstaunlich robust. Viel brauchen wir ja ohnehin nicht. Am wichtigsten sind Sonnenbrille und eine Muetze. Schuhe und Socken haben wir seit Australien nicht mehr getragen, die Schlafsaecke wurden verbannt.
BEOBACHTUNGEN AM WEGESRAND
Einen nicht unbetraechtlichen Teil des Tages verbringe ich mit dem Studium des Strassenrands. Eingehend. Lies sich in Ozeanien diese Zone klar definieren und der Nutzen auf das blosse Vorhandensein beschraenken (hin und wieder fand ich sogar Dinge von Wert und Nutzen, wie zB. Kabelbinder), so sieht das hier ganz anders aus. Dieses Areal gehoert allen und wird auch so benutzt – richtig benutzt. Da liegt Waesche im Staub, auf grossen Planen trocknen, je nach Gebiet, Gewuerze, Mais, Kaffee, Seetang, Fisch und jede Menge Reis. Dies ergibt zum Teil Duftkompositionen, die sehr zu meinem Wohlbefinden beitragen. Selbst die Weiterverarbeitung der genannten Rohstoffe findet hier statt.
Somit wird der Wegesrand zum Lebens- und Arbeitsraum, der sich in die Vorgaerten der angrenzenden aufgestaenderten Haeuser bis unter dieselben ausweitet.
An abgelegenen Stellen wird der Rand zur Muellhalde, an besonders kurvenreichen, steilen Strassen lassen sich Tueten mit den verschiedensten Mageninhalten blassser Buspassagiere finden…
FREIZEITGESTALTUNG
Die Freizeit nach der Freizeit, wie sieht sie aus? Gehen wir mal davon aus, dass Radfahren eine Taetigkeit ist, welche, 5 Tage die Woche fuer 6-9 Stunden am Tag ausgefuehrt, dem Thema Arbeit nahe kommt. Zumindest ansatzweise. Kann ja auch anstrengend sein. Was macht man also, wenn man nicht Fahrrad faehrt?
Eine der Hauptbeschaeftigungen, neben Essen und Trinken, Waesche waschen und Unterkunft suchen ist das Lesen. Buecher und Magazine lassen sich in touristisch frequentierten Gebieten leicht organisieren, meist im Tauschverfahren. Der Grossteil der Literatur ist in englisch, was den positiven Nebeneffekt der Sprachkenntnis-Erweiterung mit sich bringt.
Mein letztes Fundstueck ist Heinrich Boells Kurzgeschichtensammelsurium “Mein trauriges Gesicht”. Meine noch aus Abiturtagen herruehrende Geringschaetzung seiner weinerlichen, grau-duesteren Nachkriegsprosa weicht tiefer Bewunderung. Einfach grossartig!
Fussball ist ein weiteres Thema, mit dem zu beschaeftigen ich momentan nicht gaenzlich herum komme. Die Begeisterung der Indonesier kennt, auch wenn ihre Nation nicht bei der WM vertreten ist, kaum Grenzen. Und als Deutscher habe ich im Moment noch einen guten Stand. Meist werden alle Tore einer Partie bejubelt und es spielt nur eine untergeordnete Rolle, welches Team am Ende gewinnen wird. Dank dieses, mir immer noch recht suspekten Sports, scheint die ganze Welt fuer ein paar Wochen eine grosse Party zu feiern und einen gemeinsamen Nenner gefunden zu haben.
Musik. Mein verbindendes Element zu meinem Leben in der Heimat. In den ersten Monaten habe ich den MP3-Player nie benutzt, erst hier in Asien spielt er seine Staerken aus. Hilft, stoerende Nebengeraeusche beim Einschlafen auszublenden und vermittelt ein wenig Heimatgefuehl bei ansatzweisen Heimwehphasen. Derzeitiger Einschlaf-Wohlfuehl-Favorit ist James mit “Gettin away with it all messed up”
Zu guter Letzt muss noch die meist schriftliche Verarbeitung von Erlebtem und Gesehenen erwaehnt werden. Hier hilft das Tagebuch und stueckweise auch dieser Blog. Hatte ich in Neuseeland und Australien oft nichts bemerkenswertes zu notieren, so stuermen hier so viele Eindruecke ungefiltert auf mich ein, dass diese, auch nach der Niederschrift, noch tief in meine Traeume vordringen und mich mal mehr, mal weniger gut schlafen lassen. Dies fuehrt direkt zum naechsten Punkt:
HEIMWEH
Von mir selten vorher erlebt, muss ich, fast beschaemt, gestehen, dass ich nicht davon verschont werde. Ich weiss nicht, wie es anderen Reisenden dabei geht, und wie damit umgegangen wird. Ich versuche, dies nicht als Schwaeche, sondern als Zeichen dafuer zu nehmen, dass ich doch sehr an meiner Familie und meinen Freunden haenge! Fakt! Linderung verschaffen positive Erlebnisse vor Ort und Schreiben, Schreiben, Schreiben… Und am naechsten Tag scheint wieder die Sonne.
GESUNDHEIT
Jeder Mueckenstich birgt das potentielle Risiko, an Malaria oder Dengue-Fieber zu erkranken. Sicher keine Spass. Aber die Nebenwirkungen von Malaria-Prophylaxe sind mir noch aus meiner Zeit in Afrika in zu guter Erinnerung, um auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Somit setzen wir am Abend auf lange, weite Kleidung und nachts auf die chemische Keule, um uns die blutgierigen Biester vom Leib zu halten.
Sonnenschutz ist das weitere Hauptthema. Hier bildet Sonnencreme, Schweiss und Strassenstaub ein unwiderstehliches Gemisch, welches sich in Poren und Kleidung gleichermassen festsetzt und einiger hygienischer Anstrengungen bedarf.
Zu guter Letzt noch ein paar Worte zu Magen und Darm. Diese recht empfindlichen Innereien verhalten sich erstaunlich ruhig, besonders im Hinblick auf die oft bedenklichen hygienischen Bedingungen rund ums Essen. Unsere Wasserflaschen fuellen wir in den Warungs mit abgekochtem und dadurch durchaus trinkbarem (Brunnen)wasser auf.
Also alles in bester Ordnung. Fortsetzung folgt.

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