An dieser Stelle mal ein detailierter Tagesablauf von Malaysias Halbinsel. Erschreckend normal. Erstaunlich warm. Dazu servieren wir Schnappschuesse aus unserer kleinen Kamera. Mahlzeit!
Datum: 07. September 2010
Strecke: Von Kuala Rompin nach Pekan, Peninsula Malaysia, Ostkueste
07:53 Uhr Die Ohrstoepsel verschlucken das Klingeln des Weckers.
08:28 Uhr Ich schlage die Augen auf. Fahles Licht faellt durch senffarbene Vorhaenge in das karge Hotelzimmer. Dank des Mintgruens des Oelfarbsockels erinnert es mehr an ein Krankenhauszimmer aus laengst vergangenen Tagen. An der Wand rattert eine altersschwache Klimaanlage.
08:40 Uhr Mit kaltem Wasser versuche ich mir den Schlaf aus dem Koerper zu duschen. Die Badarmaturen tragen den schoenen Namen „dorf“. Ich kaempfe mit der Klospuelung…
09:05 Uhr Unter Zuzkas wachsamen Augen packe ich meine Taschen. Sie ist laengst fertig…
09:20 Uhr Die Welt empfaengt uns mit Sonnenschein bei +30°C.
09:50 Uhr Nach dem Auftanken der Wasservorraete am Automaten (0,02€/l) und vergeblicher Suche nach einem muslimischen Restaurant (Fastenmonat), landen wir schliesslich beim Chinesen.
Im Nachbarladen dudelt der malaysische Trockenzeit-Hit 2010, der stark an Deutschen Schlager erinnert. Das ist allemal besser als der offizielle und doch so schreckliche Singsang der Fussball-WM 2010, welcher uns noch immer verfolgt.
Wir verspeisen:
1x Hefekloss mit Rote-Bohnen-Paste (Jens)
1x Mee Goreng (gebratene Nudeln mit Erdnuessen, getrockneten Mini-Fischen (bekannt aus dem heimischen Aquarium), Gemuese und Sambal (Chili-Mischung)) (Jens)
1x Spiegelei (Jens)
1x Nasi Goreng (gebratener Reis mit Tofu, Erdnuessen, kaltem Spiegelei und zerkochtem Gemuese (Zuzka)
1x Kopi Susu (Kaffee, tuerkisch, mit jeder Menge gezuckerter Kondensmilch) (Zuzka)
1x Neslo Ping (Gemisch aus Nescafe und Milo (aehnlich Ovomaltine) mit gaaanz viel Eis (Jens)
Dafuer bezahlen wir stolze 2,70 Euro!
10:19 Uhr KM 00. Sonnencreme. Start. Gegenwind.
10:50 Uhr KM 08. Trinkstopp 1. Halten an einer der vielen Schwalbenfarmen. Das sind mehr oder weniger als Geschaeftshaus getarnte „Bunker“ mit Einflugloechern fuer die Voegel und Lautsprechern, die das geschaeftige Gezwitscher aus dem Innern nach Aussen transportieren, um noch mehr Tiere zu ueberreden, hier zu nisten. Schwalbennester sind in Asien entweder Medizin oder Delikatesse. Fuer manche wahrscheinlich beides.
11:21 Uhr KM 16. Trinkstopp 2. Jede Menge Holztrucks ueberholen uns. Das Thermometer steht bei +34°C im Fahrtwind.
11:41 Uhr KM 23. Trinkstopp 3. +37°C. Rechts und links entlang der Strasse wird der Wald gnadenlos abgeholzt. In uebrig gebliebenen, vereinzelten Baeumen und im nachgewachsenen Sekundaerwald tummeln sich die Affen.
12:30 Uhr KM 36. Trinkstopp 4. Mittlerweile erdulden wir +41°C. Kein Schatten weit und breit. Wir kommen immer wieder an ueberfahrenen Tieren vorbei. An den Anblick von Hund und Katze hat man sich schon irgendwie gewoehnt, die toten Affen allerdings brennen sich ins Gedaechtnis. Dazu gesellen sich noch Wildschweine, Riesenechsen, Froesche, Schlangen und Tiere, die wir noch nie gesehen haben.
Die schmalen Waldstreifen entlang der Strasse entpuppen sich bei naeherer Betrachtung als „Potemkinsche Doerfer“. Nur ca. 30m schmal, verstecken sie die dahinter liegenden Oelpalmen- oder Akazienbaumplantagen.
12:50Uhr KM 44. Ankunft in Nenasi. Wir fuellen unsere Wasserflaschen am Automaten auf und fahren zum Strand. Dieser ist leider wenig einladend, da komplett zugemuellt.
13.01 Uhr Wegen des Fastenmonats Ramadan haben fast alle Ess-Staende bis 16.30 Uhr geschlossen. Lediglich ein chinesisches Lokal, halb Autowerkstatt, halb Wohnzimmer, haelt etwas essbares fuer uns bereit.
13.30 Uhr Satt und zufrieden. Wir beide hatten jeweils:
345ml Iso-Drink 100 Plus
350ml Neslo Ping
Reis mit Wasserspinat und Spiegelei
13:34 Uhr Sehen wohl noch hungrig aus und bekommen von der Koechin einen grossen Topf gebratenen Reis hingestellt. Alles in allem loehnen wir 4,50 Euro.
13:52 Uhr Weiterfahrt.
14:24 Uhr KM 51. Fahren gerade an einer Fischfarm vorbei, als mir eine Windboe die Muetze vom Kopf reisst. Also anhalten und zurueckrennen, bevor sich die Affen eine neue Kopfbedeckung zulegen.
14:41 Uhr KM 59. Trinkstopp 5. Die Autofahrer in Malaysia sind ausgesprochen ruecksichtsvoll und, genau wie die Passanten, freundlich. Es wird gewunken, gerufen und immer wieder hoert man ein freundliches „Welcome to Malaysia!“
15:19 Uhr KM 71. Trinkstopp 6. Zirka 20 Staende draengen sich am Strassenrand zusammen und verkaufen alle das gleiche: Ananas
16:10 Uhr KM 85. Ankunft in Pekan. Als erstes kaufen wir uns Fruechte. Eine Staude Bananen, zwei Mangos und eine Wassermelone. 2,50 Euro.
16:15 Uhr Die Suche nach einer Bleibe beginnt und fuehrt uns weitere 7km durch und um das Staedtchen. Nach der Besichtigung einer Turnhalle und eines verwahrlosten, ehemaligen Luxushotels (mit noch immer luxurioesen Preisen), schliesst sich der Kreis genau gegenueber des Basars. Wir essen die Bananen auf.
17:40 Uhr KM 92. Fahrraeder abladen, Taschen und Bikes in unsere Absteige hochtragen. Anmeldezeremonie mit Passportdaten und dem ganzen Brimborium, 5 Euro zahlen (vergleichsweise viel fuer diesen Schuppen).
17:55 Uhr Eine Wassermelone (gelb) fuer Zuzka, zwei Mango fuer Jens.
18:20 Uhr Frisch „geduscht“ zurueck aus dem Gemeinschaftsbad. Wasserbecken und Plasteschuesselchen ersetzen die Dusche.
18:25 Uhr Ich klebe die Guckloecher in der Wand zu den Nachbarraeumen mit noch uebrigem, und u.a. fuer diesen Zweck noch immer mitgefuehrten Paketklebeband zu.
18:30 Uhr Die Zimmertemperatur betraegt, dank des funktionierenden Deckenventilators, angenehme +32°C. Die ersten Muecken haben mich entdeckt.
18:40 Uhr Fertig zum „Ausgang“. Die Wertsachen (Geld, Paesse und Festplatte mit allen Fotos) sind im Rucksack „am Mann“.
18:55 Uhr Wir durchstreifen das Stadtzentrum auf der Suche nach Abendessen und entdecken ein muslimisches Strassenrestaurant. Ganz neu, sauber, glaenzend. Und jede Menge Katzen.
Die ueberwiegend muslimischen Gaeste warten vor ihren bereits gefuellten Tellern und Bechern, bis die Sonne untergegangen ist und ein Boeller das Ende des Tages ankuendigt (19:15 Uhr). Man ruehrt ungeduldig mit dem Trinkhalm im Sirupwasser, ordnet das Essen um, wartet…. Dann aber gibt es kein halten mehr. Man muss sich vor Augen halten, dass die Mehrheit den ganzen Tag ueber weder feste Nahrung, noch einen Tropfen Fluessigkeit zu sich genommen hat. Fuer uns genuegt folgendes:
3x Roti Telur Bawang + Daal (in Teigfladen eingebackenes Ei und Zwiebeln, dazu Linsenbrei)
1 Kopi Susu (Kaffee mit gezuckerter Kondensmilch)
1 Horlicks Ais (eiskalter Instant-Malzdrunk, dessen Geschmack stark an Milch mit Honig erinnert)
Alles in allem 1.80 Euro.
19:15 Uhr Das Restaurant ist bis auf den letzten Platz gefuellt.
19:29 Uhr Wir schlendern zurueck in unser Zimmer. Die Stadt gleicht einer Geistersiedlung. Kaum jemand ist auf der Strasse zu sehen. Die Verkaeufer an den zahlreichen Staenden sind mit ihrem Essen beschaeftigt…
23:55 Uhr Bei uns geht das Licht aus. Wir haben gelesen, die mueden Knochen ausgeruht, ein paar Folgen Simpsons und South Park auf dem Netbook geschaut. Nun heisst es schlafen und von aufregenderen Zeiten traeumen….. Gute Nacht!

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