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Der Norden Vietnams und Hanoi

Vietnam empfaengt uns laut und froehlich. Es wird laut geschwatzt, laut geschmatzt, laut gehupt. Die Menschen sind nicht mehr freundlich distanziert, wie in Laos, sondern freundlich neugierig, zupfen uns am Aermel, pieksen mir im Vorbeigehen schelmisch laechelnd den Zeigefinger in den Bauch oder zupfen andaechtig an meinem Bart herum.

Wieder begleiten uns „Hello“-Rufe und Winken auf unserem Weg von Dien Bien Puh nach Hanoi. Der erste Fahrtag ist einer der beeindruckendsten unserer bisherigen Reise. Das Wetter meint es gut mit uns, die Sonne taucht die traumhafte Landschaft in ihren goldigen Glanz und waermt uns die Ruecken. Die Frauen der “Black Thai”, einer der vielen hier beheimateten ethnischen Minderheiten, faszinieren uns in ihren farbenpraechtigen Trachten, die hoelzernen Haeuser in ihrer ortstypischen Schlichtheit und die Reisfelder in ihrem satten Gruen.

Die Gegensaetze zwischen Stadt und Land koennten groesser kaum sein. Quietschebunte Fassaden von neo-barock verspielter, disneyhafter Architektur in den kleinen Staedten kontrastieren die Schlichtheit unbehandelter Holzfassaden auf dem Lande.

Lautes Stimmengewirr und Discomusik auf den lebendigen Maerkten, die Bilder von Holz schleppenden Frauen und Billard spielenden oder Tee trinkenden Maennern werden zu unseren taeglichen Begleitern. Auf den Strassen begegnen uns immer wieder noch funktionierende Relikte der DDR-Vergangenheit – vor allem LKWs der IFA-Modelle W50 und L60. Auch die grossen ueber die Strassen an den Ortseingaengen gespannten Banner, die Arbeiter- und Bauern- Reliefs, Plakate mit Stern, Hammer, Sichel und gluecklich laechelnden Buergern wecken Erinnerungen in uns…

Die darauf folgende Woche taucht uns in weiss-graue Watte, stetiges Auf und Ab durch nass-kalte Wolken macht die Kleidungsfrage kompliziert – wir bewegen uns irgendwo zwischen Frieren und Schwitzen, eine ideale Kleider-Kombination laesst sich nicht finden. Die Landschaft erahnen wir immer wieder bruchstueckhaft. Die heisse Nudelsuppe am Wegesrand wird dreimal taeglich zum willkommenen Aufwaermer. Die Sehnsucht nach Hanoi wird immer staerker, auch wenn wir die Fahrt trotz teilweise recht widriger Bedingungen sehr geniessen. Die Menschen, denen wir begegnen, nehmen uns sehr freundlich auf, immer wieder werden wir ans waermende Feuer im Seitengraben, zu einem Glaeschen Tee oder zu einem Schluck starken Reisschnaps’ geladen.

Die Vororte Hanois lassen nichts Gutes erahnen, die Fahrt ins vollkommen verstopfte Zentrum wird zu einer massiv adrenalinlastigen Angelegenheit. Kleine unvermeidbare Rempeleien zwischen den Mopedfahrern fuehren immer wieder zu Pruegeleien zwischen den Beteiligten und einigen Zuschauern. Endlich angekommen, werden wir tatsaechlich gezwungen, die Bikes putzen zu lassen, um sie dann endlich im Raum unseres Gasthauses verstauen zu koennen. Soo viel dreckiger als unsere Unterkunft sind sie ja auch nicht…..

Hanoi ist einfach grosses Kino. Enorm viel zu sehen, immer in Bewegung, immer laut, extrem vielseitig. Und jeder ist an unserem Geld interessiert – mal mehr, mal weniger offensichtlich.

Sonst Programm wie immer: Fahrradladen suchen (ohne Erfolg), Kaese finden (teuer und lecker), essen (nicht immer voll identifizierbar), schlafen (viel zu lang) und andere Radfahrer treffen (informativ, lustisch und recht bierlastig). Diesmal mit dabei sind Veronika und Matthias aus Deutschland,seit ereignisreichen 28 Monaten unterwegs mit Kanu und Fahrrad, zum zweiten Mal treffen wir auf den heldenhaften Andi aus St. Gallen und dann stoesst auch noch der Roli vom Bodensee zur illustren Runde.

Gemeinsam feiern wir ins Jahr der Katze, am  Neujahrsfest Tet Nguyen Dan und schauen uns den recht waechsern wirkenden Ho Chi Minh in seinem glaesernen Sarg an.

Die Zeit der Bummelei ist endlich vorbei. Fuer uns startet jetzt die lange Fahrt nach und durch China. Von dort aus werden wir wohl weniger Gelegenheiten haben, euch an unseren Erlebnissen teilhaben zu lassen. Doch ab und an wird wohl die ein oder andere Nachricht aus dem Reich der Mitte durchsickern…. Lassen wir uns ueberraschen.

Und hier die Fotos unserer Fahrt durch den Norden Vietnams

Aufm Weg

Und die des Aufenthalts in Hanoi

Ueber den Daechern der Hauptstadt

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Durch den Nordosten Thailands und den bergigen Norden Laos’ nach Vietnam

Rainers Land – Der Nordosten Thailands

Wir fliegen nur so dahin. Der nordoestliche Teil Thailands ist flach und nicht gerade wohlhabend. Genau aus diesem Grunde, gehen viele der jungen und nicht mehr ganz so jungen Frauen in die Touristen-Hochburg Pattaya, zum Frisieren, Massieren, Putzen, Verkaufen und Angeln. Hat dann endlich einer der betagten weissen Herren angebissen, geht es mit ihm und seinem Geld zurueck in die Heimat – seine oder ihre.

So kommt es, dass wir auf unserer sonst recht unaufregenden Fahrt entlang des Mekongs immer wieder auf nette Herren mit Bauchansatz (oder etwas mehr) und graumeliertem Haar (oder etwas weniger) treffen. Unter ihnen der Deutsche, Rainer. Seine Frau serviert uns im eigenen „Deutschen Restaurant“ einen fantastischen Teller Bratkartoffeln, Spiegelei und Weisskrautsalat, waehrend er uns ueber das Leben in dieser Ecke der Welt und deren Bewohner aufklaert:

„…Ich empfange auf meinem Fernseher 21 deutsche Sender, und damit meine ich nicht die Deutsche Welle, nee, RTL, PRO 7 und so. Ohne die waere ich schon laengst weg hier…“

„…Unter den Deutschen hier, dass kannst du vergessen. Nur Neid und Zank…“

„…Tagsueber ist auf dem Fluss (Mekong) ja nix los. Aber nachts, da mussde mal guggen – da geht die Post ab. Drogenhandel und so. Kommt alles von Laos rueber…“

„…Letztens waren wir essen, unten am Mekong. Da strandete eine schwarze Muelltuete am Restaurant. Die Leute haben damit rumgespielt und reingestochert. Was drin war? Ein Farang. (Ein Weisser.)…“

„…Hier, unser Nachbar hat ne illegale Spielhoelle im Haus – die Polizei kassiert monatlich 50.000 Baht. Dafuer passiert dann auch nix…“ (rund 1250 Euro)

„…Thais? Die egoistischsten Leute die ich kenne. Und faul sind die. Zum Wegrennen. 5 Jahre bin ich nun hier – Sachen koennt ich erzaehlen, da schlackerste mit den Ohren…“

Wir geniessen unsere letzten Tage in Thailand, vor allem noch einmal das grossartige Essen und die unaufgeregte Atmosphaere in diesem touristisch vernachlaessigten und wohl auch weniger interessanten Teil des Landes. Der Mekong fliesst traege dahin, der Wasserstand ist niedrig und im fruchtbaren Uferschlamm entstehen gruenende Gaerten und Tabakfelder. Es wird merklich kuehler und die Sandalen-Tage sind nun auch fuer uns langsam vorbei.

Durch beruehrte, unberuehrte und beruehrende Gegenden in Laos‘ Norden

Ueber die Freundschaftsbruecke I ueberqueren wir den Mekong in Richtung Laos. Die Bruecke ist fuer motorisierte und unmotorisierte Zweiraeder offiziell gesperrt, aber eine Alternative gibt es nicht. So werden wir einfach durchgewunken und hinter uns die Bruecke gesperrt, bis wir die andere Seite sicher erreicht haben. Rote Fahnen mit Hammer und Sichel, Schueler in Uniformen, mit Kaeppi und roten oder blauen Halstuechern empfangen uns in der Hauptstadt Vientiane. Vor allem aber vollkommene Orientierungslosigkeit. Geschlagene zwei Stunden irren wir umher, bis wir ein preislich annehmbares Gasthaus finden und uns einrichten koennen.

Es weihnachtet sehr. Und wie laesst sich das Fest weit entfernt der Heimat am ertraeglichsten gestalten? Wir haben das Glueck, auf die beiden Dresdner Radler Kerstin und Jens, und den St. Galler Velohelden Andi zu stossen, mit denen wir zusammen ein paar sehr ruhige Tage lang nichts machen… Die drei sind vor einigen Monaten in ihrer jeweiligen Heimat losgefahren, und nun kreuzen sich auch unsere Wege. Wieder einmal zeigt es sich, dass der von uns eingeschlagene Weg, in die Gegenrichtung, so verkehrt nicht ist: Die Drei wollen das Gesamtgewicht ihrer Bikes reduzieren und somit kommen wir wieder einmal in den Genuss warmer Jacken, Muetzen, nicht mehr ganz frischer, aber dicker Socken, Handschuhe, einer Thermoskanne und nuetzlichen Kartenmaterials. Soviel zu den Geschenken, dachten wir. Aber es sollte noch besser werden! Wider aller Geruechte und Behauptungen gab uns die Chinesische Botschaft ohne viel Federlesens ein 3 Monate gueltiges Visum fuer China!!! Formular ausfuellen, ein Foto draufkleben, 1, 3 oder 6 Monate ankreuzen, 4 Tage warten, 32 US-Dollar pro Nase berappen und fertsch! Ha, so faellt uns ein Stein vom Herzen, brauchen wir uns nun in China nicht mit Verlaengerungen und einem noch knapperen Zeitplan herumschlagen… Ohh, du froehliche!!!

Weiter gehts Richtung Vang Vieng, einer der wohl zu Recht verschriensten Ansammlungen lebenslustiger junger Menschen im ewigen „Spring Break“-Fieber. Mehr oder weniger entspannt lehnen wir uns zurueck und beobachten amuesiert und entsetzt zugleich das Treiben um uns herum, erfreuen uns aber dennoch der reichlichen Auswahl an guenstigem, leckerem Essen, des guten Lao-Bieres und der spartanischen Bambushuette vor fantastischer Bergkulisse. Jedem das Seine. Am Silvesterabend sitzen wir mit den Maennern der laotischen Bungalow-Besitzerfamilie, einem deutschen Heavy-Metal-Freak, und einem ebenso deutschen Liedermacher mit seiner Gitarre und selbstgebranntem LaoLao (Reiswhisky) ums Lagerfeuer und lassen die Gedanken schweifen… Ein neues Jahr voller Bewegung, Begegnungen und Ungewissheiten lockt!

Doch erstmal heisst es, Termine einzuhalten. Wir sind mit Gabriel und Kyoko in Luang Prabang verabredet.  Der Weg dorthin ist nicht steinig, aber steil. Ploetzlich finden wir uns auf schweisstreibenden Anstiegen wieder – absurder Weise hatten wir uns regelrecht darauf gefreut. Nun duerfen wir bis zu 2000 Hoehenmeter pro Tag in Angriff nehmen, dafuer aber auch beeindruckende Aussichten geniessen. Das laesst erahnen, was uns in den naechsten Monaten so bevor steht – stundenlanges Bergauffahren, nur um in wenigen Minuten die Hoehenmeter wieder zunichte zu machen.

Entlang der Strasse faedeln sich staubige Berdoerfer mit Bambushuetten, kleinen Schweinchen, einer Unmenge an Hunden und armlich gekleideten Menschen, die vor kleinen Feuerstellen hocken, Waesche waschen, Matten flechten oder kochen, auf. Die Kinder strahlen uns mit einem unglaublich herzerwaermenden Laecheln an, winken und rufen „Sabaidii“ (Hallo) oder „Falang, Falang“ (Weisser Auslaender).

Immer wieder stossen wir auf Familien, die auf den steilen Haengen, Teile des riesigen Schilfrohrs ernten, welches hier wie Unkraut wuchert. Dies wird direkt am Strassenrand weiterverarbeitet – die Samen ausgeklopft und die Bueschel zum Trocknen ausgelegt. Danach bringt ein Kilo-Buendel umgerechnet 50 Cent. Ein junger Mann schafft rund 8 Kilo am Tag. Aehnlich Flachs oder Hanf wird dieser Rohstoff in Vietnam und Thailand zu Textilien weiter verarbeitet.

Nie haben wir soviele Radler getroffen wie in den letzten beiden Wochen. Ganze Gruppen werden hier von Guides ueber die Berge getrieben, die meisten allerdings sind ganz individuell unterwegs, das bezaubernde Laos mit seinen netten Bewohnern zu erradeln…

Umso hoeher wir kommen, desto kaelter wird es. So freuen wir uns riesig, eines Abends eine warme Quelle am Rande der Strasse zu finden. Wir machen Halt und lassen uns neben den Dorfbewohnern ins wohlig warme Wasser gleiten…

In Luang Prabang stossen wir schliesslich, mittlerweile zum fuenften Mal, auf Gabriel und Kyoko – gerade rechtzeitig, um in Gabs Geburtstag reinfeiern zu koennen. Am naechsten Tag kommen noch Astrid und Mewes aus Erfurt und Wolfgang aus Muenchen hinzu, alle drei auf dem Rad-Weg von Daheim in die Welt.

Das herausgeputzte und recht beschaulich wirkende Staedtchen bietet uns fuer ganze 8 Tage Unterschlupf, Nahrung und eine lustige Zeit mit unseren beiden Freunden. Letzten Endes muessen wir allerdings weiter. Da hilft alles nichts. Auch kein Durchfall. Die Zeit verrinnt unaufhaltsam und das Visum laeuft langsam aus. Die naechsten drei Tage verbringen wir nun zu viert in den Saetteln, bis sich unsere Wege in Oudomxai schliesslich wieder trennen – die Beiden radeln weiter nach China, wir waehlen den Umweg ueber das uns noch unbekannte Vietnam.

Doch dorthin zu kommen erweist sich als kraeftezehrende Angelegenheit. Erst vor Kurzem wurde der Grenzuebergang geoeffnet und eine befestigte Strasse existiert auf den letzten 70 Kilometern bis zum Uebergang nicht mehr. Dafuer finden sich umso mehr Berge, die rumpelnd bezwungen werden wollen. Fuer die 100km des letzten Laos-Tages brauchen wir 11 Stunden und jede Menge Kekse. Nach 2000 Hoehenmetern erreichen wir den hoechsten Punkt und damit die Grenzstationen. Da wir die einzigen Menschen weit und breit sind, gestaltet sich der Uebertritt recht unproblematisch, wenn auch nicht ganz so schnell wie erhofft, da sich jeder uniformierte Vietnamese, und das sind viele, auf uns stuerzt, um unsere Papiere zu ueberpruefen oder uns, in aller Heimlichkeit, fuer einen schlechten Kurs (fuer uns) Geld tauschen zu wollen. Computer scheint es hier auch nicht zu geben – so werden unsere Angaben im ersten Amtszimmer von einem Mann in gruener Uniform fein saeuberlich per Hand in ein riesiges Buch eingetragen, im zweiten Zimmer wiederholt sich die Prozedur – nur ist die Uniform des Beamten diesmal blau. Vorbei geht es an einer riesigen Statue Ho Chi Minhs und wir sind in Vietnam. Langsam wird es dunkel, unsere kleinen Kopflampen werfen einen klaeglichen Schimmer auf den schlechten Asphalt, neben uns donnern die Sprengungen in den Steinbruechen und endlich geht es bergab, runter, weg vom Berg. Ausgehungert, ausgekuehlt und erschoepft erreichen wir Dien Bien Puh. Es lebe die vietnamesische Nudelsuppe!!!

Silvester in Vang Vieng

Muang Kuah

 

 

Kinderland

Schon an der Grenze bemerkt man, dass Kambodscha etwas anders ist. Definitiv staubiger. Noch definitiver: aermer. Zerlumpte Kinder ziehen und schieben an schwer beladenen Holzkarren, Familienvaeter kurbeln, aus Ermangelung an Beinen, mit blosser Armkraft die gesamte Familie auf antik anmutenden Wagen vom Markt zurueck nach Hause. Waeren da nicht die Pickups mit thailaendischen Kennzeichen, die VIP-Touristenbusse auf dem Weg von Bangkok nach Siem Reap und die glitzernden Spielcasinos entlang der Strasse, man koennte meinen, man haette eine Zeitreise unternommen…

Wir fahren wieder rechts. Die von den Thais frisch geteerte Strasse sticht schnurgerade durch Reisfelder und aermliche Siedlungen bis zur 50km entfernten Kreuzung – ein Ort namens Sisophon. Duester, staubig und unfassbar freundlich. Selten erleben wir so viel aufrichtige Freude ueber unser Erscheinen. Das mag etwas ueberheblich klingen, aber wir haben tatsaechlich den Eindruck, dass die Leute froh sind, dass jemand ihr Land, ihre Stadt, ihr Dorf besucht. Es wird freundlich gewunken, die Menschen laecheln und sprechen uns an – hoeflich, ein wenig neugierig, vollkommen unaufdringlich. Ein bisschen erinnert mich die Szenerie an die Nachwendezeit in der DDR, als mein Cousin Rene und ich einen Teil unserer Freizeit damit verbrachten, den durch Zwickau fahrenden Autos mit westdeutschen Kennzeichen zuzuwinken. Einfach so. (Wir waren ja noch jung)

In Battambang, der mit lediglich 100.000 Einwohnern schon zweitgroessten Stadt des Landes, legen wir ein paar Tage Pause ein. Von hier aus wollen wir eigentlich mit dem Boot ueber Fluss und See nach Siem Reap, zu den Tempeln um Angkor Wat, fahren. Das ist fuer unser Budget allerdings definitiv zuviel und so entscheiden wir uns, zu radeln. Doch zuerst wollen wir die Umgebung der Stadt erkunden. Wir stossen auf Sambat, Englisch sprechender Tourfuehrer, Geschichtsbuch und Tuktuk-Fahrer in Personalunion, und heuern ihn fuer einen ganzen Tag. Das hilft beiden Seiten. Wir sehen und erfahren dabei definitiv mehr, als bei einer Erkundung auf eigene Faust und er kann seine Familie ernaehren.

Das dies hier nicht die Regel ist, kann man jeden Abend in der Stadt sehen. Horden von Kindern und Jugendlichen, dreckig und abgerissen, wuehlen sich durch die Muellhaufen an den Strassen, betteln um Essen an den wenigen noch geoeffneten Restaurants und schnueffeln Leim.

Kambodscha ist ein von der Schreckensherrschaft der Roten Khmer, von Buergerkrieg und Korruption gebeuteltes Land. Das aermste in Suedostasien. Eine der juengsten Bevoelkerungen weltweit. Die Haelfte der Bevoelkerung ist unter 15 Jahre alt. Alte Menschen eine Raritaet. Auch heute noch werden jedes Jahr hunderte von Menschen von Landminen zerfetzt oder verstuemmelt.

Doch erscheint der Optimismus der Menschen ungebrochen (oder frisch erwacht). Eine erstaunliche Lebensfreude und Aufbruchstimmung ist spuerbar. Hier wird nicht lamentiert – hier wird angepackt – hin zu einem besseren Leben. Bildung wird sehr ernst genommen. Anders als in Thailand, sprechen viele Menschen englisch mit uns. Tourismus heisst Hoffnung. So kommt Geld ins Land.

Auf dem Weg nach Siem Reap kommen wir noch einmal nach Sisophon. Hier bleiben wir im Haus von Khamler und seiner Mutter, die wir beide schon beim letzten Besuch kennen gelernt hatten. Es ist das einzige „Homestay“ in der Stadt, genannt „Bambous Guesthouse“, welches auf private Initiative einer Franzoesin, Francoise, zustande kam und Khamler und seiner Familie eine Zukunft giben soll. Aus eigener Kraft waere dies finanziell nicht moeglich gewesen. Wir verbringen einen interessanten Abend mit Francoise, Khamler und seinen Freunden, diskutieren ueber die Zukunft des Landes, Hilfsorganisationen, Bildungssysteme und Tourismus in all seinen Facetten. Nun heisst es fuer die „Bambous-Leute“ vor allem, Gaeste zu finden.

Vor dem naechsten Stopp habe ich ein wenig Bammel. Nicht viel Gutes hoert man ueber Siem Reap. Massentourismus in Reinform, was auch immer man darunter verstehen mag. Einmal dort, kann ich dem Ort durchaus Positives abgewinnen. Sicher, es ist nicht Durchschnitts-Kambodscha – eher eine bunte Insel im grossen gruenen Meer der Reisfelder. Doch man erwartet auch nicht unbedingt Authenzitaet von einem Ort, der jaehrlich mehr als 2 Mio. Besucher anzieht. Jeder davon mit eigenen Vorstellungen von Urlaub, eigenen Wuenschen und Beduerfnissen. Hier gibt es die Ballermann Suffkoeppe, genauso wie die Stuidiosus-Bildungsreisenden, die Luftballon-an-niedliche-kleine-Kinder-Verschenker, Neu-und-Alt-Hippies, Backpacker, Luxushotel-Logierer, stinkende Radfahrer und viele mehr. Dafuer, das diese unterschiedlichen Mentalitaeten hier alle aufeinander prallen, geht es erstaunlich ruhig und gesittet zu, auch wenn man sich ab und zu ein wenig „fremdschaemt“. Aber wer weiss, wer sich alles ueber uns aufregt? So wie wir rumlaufen?? So wie wir nach einem heissen Tag auf den Raedern riechen??? „Angenehmes, gepflegtes Erscheinungsbild“ trifft es wohl nicht. Und Arbeiten tun wir auch nicht? Also, entweder sind wir superreich oder asozial….

Den Besucherstrom verdankt Siem Reap den nahe gelegenen Tempeln von Angkor, Weltkulturerbe seit 1992. Nun haben wir von Tempeln, neuen, alten, buddhistischen, hinduistischen etc. eigentlich die Nase gestrichen voll. Allerdings wollen wir uns diese welweit einzigartige Gelegenheit nicht entgehen lassen, blaettern brav die atemberaubenden 20 US-Dollar (pro Person und Tag, ahh!) auf den Tresen und entdecken, zusammen mit unseren treuen Drahteseln, jahrhundertealte, maerchenhafte Ruinen in einer parkaehnlichen Anlage. Unser Liebling ist allerdings nicht die hoffnungslos ueberlaufene Hauptattraktion, Angkor Wat, sondern der „Dschungeltempel“ Ta Prohm.

Unser Weg fuehrt uns nun nach Norden. Zurueck nach Thailand. Ein ruhiges Fleckchen Erde bis zur Grenze. Doerfer, Kuehe, Reisfelder, viiele Kinder, Minen-Warnschilder. Die Grenze von Choam ist oben, auf einer der wenigen, dafuer steilen Erhebungen weit und breit. Wir sehen Baustellen fuer Casinos, eine blockierte Strasse – aber keinen offenen Uebergang. Also immer den Einheimischen hinterher. Ueber eine rote Staubpiste, gesaeumt von Verkaufsstaenden, rumpeln wir auf ein paar palmgedeckte Ueberseecontainer zu, welche tatsaechlich Grenzbeamte beinhalten! Sehr vertrauenserweckend. Doch alles kein Problem. Souveraen aus- und eingecheckt rollen wir nach 15 Minuten wieder links…

Im Dorfe

Staub in den Augen, Staub auf der Zunge, Staub im Haar. Ganz offensichtlich naehern wir uns Bangkok. Und ploetzlich sind wir da. Lange als weit entferntes Etappenziel im Kopf, sind wir nun mittendrin im erstaunlich gesitteten Verkehr des Grossstadtdschungels. Nach zwei schlaflosen Naechten in einem der zahllosen Backpacker-Party-Hotels, ganz nah der beruehmt-beruechtigten KaoSan Rd.,  fanden wir im Gewirr kleiner Gassen unseren “Ort der Ruhe” bei einer Thai-Familie, die Teile ihres Zuhauses an Gaeste vemietet, diese auch bekocht und sich bei Bedarf um die Waesche kuemmert. Ganz wichtig fuer uns: Den ganzen Tag lang weht frischer Kaffeeduft durchs Haus! Jeden Morgen werden wir von Frau Ellen begruesst, einer ruestigen Deutschen Anfang 70, die seit 15 Jahren durch Asien strolcht und keinen einzigen Gedanken an eine Rueckkehr in die alte Heimat verschwendet.

Die Zeit in Bangkok ist erholsam und anstrengend zugleich. Immer ist etwas zu tun oder zu erledigen, die Busfahrten quer durch die Stadt dauern ewig, die Luft ist schlecht. Wir besorgen Visas fuer die naechsten Reiselaender (Kambodscha, Laos und Vietnam), verfallen einem geplanten Kaufrausch und kuemmern uns um die Bikes. Ein neues Vorderrad fuer mich reisst ein kleines, ungewolltes Loch in die Reisekasse, sieht aber schoen aus. Neue Reifen und Schlaueche bekommen wir von Schwalbe direkt aus Deutschland geschickt – nachdem wir von ihnen ins Testfahrer-Programm aufgenommen worden sind, kostet uns das auch keinen mueden Pfennig.

Ein wenig tempelmuede verzichten wir weitgehend auf deren Besichtigungen und widmen uns lieber den bunten Maerkten, dem Essen und leiblichen Wohlergehen bei Massage, Sauna und Badespass. Das wir dies nicht allein unternehmen mussten, liegt an dem gluecklichen Umstand, dass sich der Weg unsere Freunde Gab und Kyoko (www.worldtripkyokogab.blogspot.com) wieder einmal mit dem Unseren kreuzte. Mit den beiden Frohnaturen vergeht die Zeit wie im Flug und nach zwei Wochen faellt der Startschuss fuer die naechste Etappe mit Hauptziel Hanoi.

Einen Radtag noerdlich von Bangkok treffen wir in der alten Koenigsstadt Ayutthaya auf Ela und Tobi (www.cycletogether.de) aus Dresden. Die beiden sind seit 14 Monaten unterwegs, zu unserem Leidwesen definitiv in die falsche Richtung! Aber sie haben viele schoene Dinge dabei, die sie durch die Steppen Kasachstans und ueber die Berge Tibets gebuckelt haben, nur um sie uns jetzt als Dauerleihgabe zu ueberlassen. So wechseln Landkarten, Ersatzteile, ein Handtuch (habe meins verschludert) und sogar eine echte Fleecejacke die Besitzer. Dank euch beiden! Nach zwei Tagen Tempel-Guggen, Info-Austausch und Fachsimpeln ist Schluss mit lustig. Abschied und Abfahrt! Und was fuer eine. Ganz ploetzlich haben wir es eilig. Das Visum fuer Thailand laeuft aus und die kambodschanische Grenze ist noch fern… Hurra, wir fliegen! Schoen waers. Der Wind meint es nicht gut mit uns, die Sonne entfaltet ihre ganze Pracht und versucht uns mit knappen +50C, ganz ohne Schatten, auf einer schnurgeraden, aber super asphaltierten Strasse, in die Knie zu zwingen. Da hilft auch das nasse Kopftuch nicht mehr viel. Um den staendig roten Haelsen ein wenig Linderung zu verschaffen, fahren wir mit den aus dem OP hinreichend bekannten Masken, der “Gesichts-Sauna” umher. Fehlt nur noch der passende Kittel und das Skalpell….. Angekommen sind wir trotzdem. Morgen gehts, wenn alles klappt, ueber die Grenze und dann koennen wir ja wieder bummeln…

Bangkoks Vorortidylle

In den letzten Wochen sind wir gut vorangekommen. Thailand verengt sich, eingeklemmt  zwischen Myanmar (Burma) und dem Meer, auf wenige Kilometer und zusammen mit jeder Menge motorisiertem Verkehr werden wir auf der Nationalstrasse durch diesen Flaschenhals gepresst. Den Rest des Weges verbringen wir damit, moegliche Nebenstrassen zu suchen, teilweise auch zu  finden, auf denen wir den Abgaswolken und dem Laerm, dem Staub und der Eintoenigkeit des schnurgeraden, achtspurigen Teerbandes entkommen koennen. Gleich drei Stationen auf dem Weg nach Bangkok sind erwaehnenswert: Chumphon, Prachuap Khiri Khan und Petchaburi. Orte, welche erstmal nicht vielversprechend klingen und auch in den Reisefuehrern nicht vollmundig in den Himmel gehoben werden… Eine vielversprechende Ausgangssituation also.

Chumphon haelt uns fuer eine Woche fest. Schuld daran sind vor allem Puh und seine Frau Ting, zwei Thailaender, die das oertliche Lederwarengeschaeft fuehren und mit denen wir uns schnell angefreundet haben. Als wir uns endlich dazu durchgerungen haben, weiterzufahren, kommt Ting mit einem Angebot daher, welches wir schlicht und ergreifend nicht ablehnen koennen: Sie laedt uns zu ihrer Familie in den gruenen Huegeln, 45 Autominuten suedlich von Chumphon, ein. Bei den Grosseltern trifft sich ein grosser Teil der Familie, um am naechsten Morgen im oertlichen Tempel den einmal im Jahr stattfindenden ROBENWECHSEL der buddhistischen Moenche zu feiern. Jede Familie schmueckt dazu einen kuenstlichen Baum mit Geld, welches als Jahres-Spende fuer den Unterhalt des Tempels dient.

Wir werden in der Familie mit einer Selbstverstaendlichkeit willkommen geheissen und bewirtet, als waeren wir zu meinen Grosseltern gefahren. Die Eltern und Grosseltern besitzen jeweils einige Hektar Land, auf welchem Oelpalmen und Durian, Ananas und Papaya, Kokosnuesse, Kaffee und Bananen angebaut werden. Vor dem Abendessen gehen wir eine Runde ums Haus und pfluecken hier und da etwas, was ich eher als  ueppig gedeihendes Unkraut identifiziert haette. Das Ganze wird anschliessend zu einem leckeren Essen verarbeitet, zu dem neben den Familienmitgliedern auch noch Freunde und Nachbarn eintreffen. Der Abend vergeht mit dem Anschauen von Fotos und dem Besichtigen der Nachbarhaeuser schnell und es wird Zeit zum Schlafen.

Der hohe Feiertag im Tempel beginnt mit einem riesigen kostenlosen Buffett. Jede Familie bringt Essen mit und dann wird kraeftig zugelangt! Die Energie brauche ich auch, wurde ich doch fuer den ehrenvollen Posten des „Geldbaum-um-den-Tempel-Traegers“ ausgewaehlt. Das heisst, die riesige Menschenmenge schiebt sich zu droehnender Musik bei unertraeglicher Hitze mehrmals um den Tempel herum, wer genug Platz hat, weiblich und ueber 60 ist, tanzt dazu. Die Geldbaumtraeger muessen wahrend dessen versuchen, die Arme mit dem immer schwerer werdenden Baeumchen steil nach oben zu halten und freundlich zu laecheln! Der anschliessende Festgottesdienst ist eine neue Erfahrung fuer uns. Wir knien auf dem Boden und sind ganz fasziniert von der fremdartigen Liturgie. Bei aller Feierlichkeit, ist die Atmosphaere sehr froehlich und ungezwungen. Die Moenche erhalten ihre neuen, orangefarbenen Gewaender, welche sie nun fuer ein Jahr tragen werden. Von draussen dringen die Geraeusche der Verkaufer, Schiessbuden, der spielenden Kinder und  gut besuchten Staende mit den Suessigkeiten herein…

Die naechste Nacht verbringen wir auf der Farm von Tings Eltern, besuchen vorher noch diverse Verwandtschaftsgrade in der naeheren Umgebung – alles Onkel und Tanten, die Kampfhaehne zuechten, Gummibaeume anbauen oder einfach nur super mit dem Katapult umgehen koennen…

Wir sind nun doch noch davon gekommen. Auf dem weiteren Weg blaest uns der Wind kraeftig ins Gesicht. Mehrtaegige Besuche statten wir noch dem Staedtchen Prachuap Khiri Khan mit seinen vielen Affen, der super Lage am Meer und einem der wohl besten Gasthaeuser unserer bisherigen Reise (Maggies Guesthouse) ab. Mit Martin, dem Besitzer, und den einzigen Gaesten, Fabian und Barbara aus Deutschland, verbringen wir sehr entspannte Tage.

Die Stadt mit sagenhaft vielen und unglaublich schoenen Tempeln ist Petchaburi. Auch hier begegnen wir einer sehr ueberschaubaren Menge an auslaendischen Besuchern und geniessen unseren „Kulturtag“. Tagsueber lachen wir mit den Moenchen und interessieren uns fuer die Architektur vergangener Zeiten, nachts duerfen wir uns fuer ein paar Euro unter einen hellblauen Filzteppich kuscheln – einem ausgetrockneten Scheuerlappen nicht unaehnlich…

Dramatisches Petchaburi

Geld um den Tempel tragen

Ich habe den Versuch unternommen, ein Instrument, bestimmt zur “Bestrafung mit Zeugungsunfaehigkeit”, in eine komfortable Sitzgelegenheit umzuwandeln. Alles was man dazu braucht: Einen thailaendischen Lederspezialisten, einen daenischen Rentner, eine Werft und eine Flasche Whisky. Der Versuch ist teilweise geglueckt, da die Taubheitsgefuehle an besonders sensiblen Stellen geschwunden sind. Was bleibt, ist das Druck-Problem auf den Sitzhoeckern. Dazu das daenische Sprichwort: “Alte Kuh gibt hartes Leder.” Prost!

so von weiter weg

Wir schreiben den 16.Oktober 2009. Um 3.30 in der Frueh klingelt der Wecker. Es ist dunkel und kalt in Deutschland. Abschied – gute Wuensche und Traenen. Die grosse Reise beginnt. Der Schnee gibt sein erstes Stelldichein…

.. Ein Jahr spaeter sitzen wir ganz entspannt in unseren Saetteln. Ausgeschlafen und mit gefuelltem Magen. Wir geniessen die Sonne, die Landschaft und blicken zurueck auf ein tadelloses Jahr voller neuer Eindruecke und Erlebnisse, neuer Bekanntschaften und neuen Sehnsuechten  – voller Hoehen und sehr wenigen Tiefen. Ein traumhaftes Jahr – so unwirklich und doch wahr. So lang und doch so kurz. Wir sind froh, den Schritt gemacht zu haben, geniessen die Zeit – denn wir wissen, dass es irgendwann zu Ende ist…

Wir pausieren in Ranong, im suedlichen Teil Thailands – in unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die Suedspitze Myanmars/Burmas. Wir naehern uns langsam, aber bestaendig, Bangkok.

Thailand ist eine Offenbarung. An der Grenze werden wir mit offenen Armen empfangen, bekommen von den Zoellnern buendelweise Fruechte auf die Raeder gepackt und werden mit den besten Wuenschen ins Land des Laechelns entlassen. Die Landschaft praesentiert sich von der besten Seite. Wie im Hochglanzprospekt stehen sie da – die spitzen Felsnadeln inmitten tuerkisfarbenen Wassers oder saftig-gruenen Regenwaldes. Eine gleissende Sonne sticht aus dem azurblauen Himmel und giesst gewohnte Hitze ueber die atemberaubende Kulisse. Die ersten Staedtchen entlocken uns Freudenrufe ob des reichhaltigen Nahrungsangebotes – alles, alles und noch viel mehr. Ungeahnte Geschmackswelten tun sich hier auf, Kombinationen, so tollkuehn, dass man sie sich im Traum nicht ausdenken mag, und Schaerfegrade, die an Koerperverletzung grenzen.

Und Essen kann man ueberall und jederzeit. Es scheint auch eine der Lieblingsbeschaeftigungen der Thais zu sein – kochen und essen, ach und lautstark fernsehen. Am besten alles gleichzeitig. In den lokalen Nachrichten wird von einem Schwein berichtet, welches keine Hinterbeine hat. Somit laeuft es also folgerichtig nur auf den vorderen. Sieht lustig aus…

Wir platzen mitten hinein, in die Woche des Vegetarier-Festivals – der chinesisch-staemmige Teil der Bevoelkerung kleidet sich in Weiss, die meisten Garkuechen praesentieren sich in rot-gelb – Symbolfarben der Vegetarier hier. Immer am Abend wird gefeiert, mit Feuerwerk und Boellern, Trommeln und monotonem Singsang – einige der Menschen muessen in ihrer Trance gestuetzt werden, andere bohren sich lange, metallene Staebe durch dafuer eher ungeeignet erscheinende Koerperstellen…

Und dann erwischt er uns doch noch – der Regen. Bisher sind wir fast gaenzlich davon verschont geblieben, aber nun sind wir mitten drin. Taeglich. Einzige Ausnahme der 16. Die Temperaturen sind gestuerzt – wir frieren nun bei 25 Grad und kaempfen gegen die ersten Anzeichen einer Erkaeltung.

Ansonsten geht es uns gut. Wir sind gluecklich. Wir sind unterwegs – ein gutes Gefuehl.

Gesangswettstreit

Vegetarier im Nebel

Und noch was…

… die Fotos aus dem Norden Malaysias. Endlich gab es ein wenig Abwechslung in unserem eher eintoenigen Alltag. Aber haetten wir gewusst, was uns in Thailand erwarten wuerde – wir waeren schon laengst aus Malaysia geflohen…

Der neue Sattel drueckt mich nicht mehr ganz so stark – aber angenehm ist er noch lange nicht.

Lasst es euch gut gehen!

Jens, vor Mauer, Muell und Kulisse...

An dieser Stelle mal ein detailierter Tagesablauf von Malaysias Halbinsel. Erschreckend normal. Erstaunlich warm. Dazu servieren wir Schnappschuesse aus unserer kleinen Kamera. Mahlzeit!

Datum: 07. September 2010

Strecke: Von Kuala Rompin nach Pekan, Peninsula Malaysia, Ostkueste

07:53 Uhr Die Ohrstoepsel verschlucken das Klingeln des Weckers.

08:28 Uhr Ich schlage die Augen auf. Fahles Licht faellt durch senffarbene Vorhaenge in das karge Hotelzimmer. Dank des Mintgruens des Oelfarbsockels erinnert es mehr an ein Krankenhauszimmer aus laengst vergangenen Tagen. An der Wand rattert eine altersschwache Klimaanlage.

08:40 Uhr Mit kaltem Wasser versuche ich mir den Schlaf aus dem Koerper zu duschen. Die Badarmaturen tragen den schoenen Namen „dorf“. Ich kaempfe mit der Klospuelung…

09:05 Uhr Unter Zuzkas wachsamen Augen packe ich meine Taschen. Sie ist laengst fertig…

09:20 Uhr Die Welt empfaengt uns mit Sonnenschein bei +30°C.

09:50 Uhr Nach dem Auftanken der Wasservorraete am Automaten (0,02€/l) und vergeblicher Suche nach einem muslimischen Restaurant (Fastenmonat), landen wir schliesslich beim Chinesen.

Im Nachbarladen dudelt der malaysische Trockenzeit-Hit 2010, der stark an Deutschen Schlager erinnert. Das ist allemal besser als der offizielle und doch so schreckliche Singsang der Fussball-WM 2010, welcher uns noch immer verfolgt.

Wir verspeisen:

1x Hefekloss mit Rote-Bohnen-Paste (Jens)

1x Mee Goreng (gebratene Nudeln mit Erdnuessen, getrockneten Mini-Fischen (bekannt aus dem heimischen Aquarium), Gemuese und Sambal (Chili-Mischung)) (Jens)

1x Spiegelei (Jens)

1x Nasi Goreng (gebratener Reis mit Tofu, Erdnuessen, kaltem Spiegelei und zerkochtem Gemuese (Zuzka)

1x Kopi Susu (Kaffee, tuerkisch, mit jeder Menge gezuckerter Kondensmilch) (Zuzka)

1x Neslo Ping (Gemisch aus Nescafe und Milo (aehnlich Ovomaltine) mit gaaanz viel Eis (Jens)

Dafuer bezahlen wir stolze 2,70 Euro!

10:19 Uhr KM 00. Sonnencreme. Start. Gegenwind.

10:50 Uhr KM 08. Trinkstopp 1. Halten an einer der vielen Schwalbenfarmen. Das sind mehr oder weniger als Geschaeftshaus getarnte „Bunker“ mit Einflugloechern fuer die Voegel und Lautsprechern, die das geschaeftige Gezwitscher aus dem Innern nach Aussen transportieren, um noch mehr Tiere zu ueberreden, hier zu nisten. Schwalbennester sind in Asien entweder Medizin oder Delikatesse. Fuer manche wahrscheinlich beides.

11:21 Uhr KM 16. Trinkstopp 2. Jede Menge Holztrucks ueberholen uns. Das Thermometer steht bei +34°C im Fahrtwind.

11:41 Uhr KM 23. Trinkstopp 3. +37°C. Rechts und links entlang der Strasse wird der Wald gnadenlos abgeholzt. In uebrig gebliebenen, vereinzelten Baeumen und im nachgewachsenen Sekundaerwald tummeln sich die Affen.

12:30 Uhr KM 36. Trinkstopp 4. Mittlerweile erdulden wir +41°C. Kein Schatten weit und breit. Wir kommen immer wieder an ueberfahrenen Tieren vorbei. An den Anblick von Hund und Katze hat man sich schon irgendwie gewoehnt, die toten Affen allerdings brennen sich ins Gedaechtnis. Dazu gesellen sich noch Wildschweine, Riesenechsen, Froesche, Schlangen und Tiere, die wir noch nie gesehen haben.

Die schmalen Waldstreifen entlang der Strasse entpuppen sich bei naeherer Betrachtung als „Potemkinsche Doerfer“. Nur ca. 30m schmal, verstecken sie die dahinter liegenden Oelpalmen- oder Akazienbaumplantagen.

12:50Uhr KM 44. Ankunft in Nenasi. Wir fuellen unsere Wasserflaschen am Automaten auf und fahren zum Strand. Dieser ist leider wenig einladend, da komplett zugemuellt.

13.01 Uhr Wegen des Fastenmonats Ramadan haben fast alle Ess-Staende bis 16.30 Uhr geschlossen. Lediglich ein chinesisches Lokal, halb Autowerkstatt, halb Wohnzimmer, haelt etwas essbares fuer uns bereit.

13.30 Uhr Satt und zufrieden. Wir beide hatten jeweils:

345ml Iso-Drink 100 Plus

350ml Neslo Ping

Reis mit Wasserspinat und Spiegelei

13:34 Uhr Sehen wohl noch hungrig aus und bekommen von der Koechin einen grossen Topf gebratenen Reis hingestellt. Alles in allem loehnen wir 4,50 Euro.

13:52 Uhr Weiterfahrt.

14:24 Uhr KM 51. Fahren gerade an einer Fischfarm vorbei, als mir eine Windboe die Muetze vom Kopf reisst. Also anhalten und zurueckrennen, bevor sich die Affen eine neue Kopfbedeckung zulegen.

14:41 Uhr KM 59. Trinkstopp 5. Die Autofahrer in Malaysia sind ausgesprochen ruecksichtsvoll und, genau wie die Passanten, freundlich. Es wird gewunken, gerufen und immer wieder hoert man ein freundliches „Welcome to Malaysia!“

15:19 Uhr KM 71. Trinkstopp 6. Zirka 20 Staende draengen sich am Strassenrand zusammen und verkaufen alle das gleiche: Ananas

16:10 Uhr KM 85. Ankunft in Pekan. Als erstes kaufen wir uns Fruechte. Eine Staude Bananen, zwei Mangos und eine Wassermelone. 2,50 Euro.

16:15 Uhr Die Suche nach einer Bleibe beginnt und fuehrt uns weitere 7km durch und um das Staedtchen. Nach der Besichtigung einer Turnhalle und eines verwahrlosten, ehemaligen Luxushotels (mit noch immer luxurioesen Preisen), schliesst sich der Kreis genau gegenueber des Basars. Wir essen die Bananen auf.

17:40 Uhr KM 92. Fahrraeder abladen, Taschen und Bikes in unsere Absteige hochtragen. Anmeldezeremonie mit Passportdaten und dem ganzen Brimborium, 5 Euro zahlen (vergleichsweise viel fuer diesen Schuppen).

17:55 Uhr Eine Wassermelone (gelb) fuer Zuzka, zwei Mango fuer Jens.

18:20 Uhr Frisch „geduscht“ zurueck aus dem Gemeinschaftsbad. Wasserbecken und Plasteschuesselchen ersetzen die Dusche.

18:25 Uhr Ich klebe die Guckloecher in der Wand zu den Nachbarraeumen mit noch uebrigem, und u.a. fuer diesen Zweck noch immer mitgefuehrten Paketklebeband zu.

18:30 Uhr Die Zimmertemperatur betraegt, dank des funktionierenden Deckenventilators, angenehme +32°C. Die ersten Muecken haben mich entdeckt.

18:40 Uhr Fertig zum „Ausgang“. Die Wertsachen (Geld, Paesse und Festplatte mit allen Fotos) sind im Rucksack „am Mann“.

18:55 Uhr Wir durchstreifen das Stadtzentrum auf der Suche nach Abendessen und entdecken ein muslimisches Strassenrestaurant. Ganz neu, sauber, glaenzend. Und jede Menge Katzen.

Die ueberwiegend muslimischen Gaeste warten vor ihren bereits gefuellten Tellern und Bechern, bis die Sonne untergegangen ist und ein Boeller das Ende des Tages ankuendigt (19:15 Uhr). Man ruehrt ungeduldig mit dem Trinkhalm im Sirupwasser, ordnet das Essen um, wartet…. Dann aber gibt es kein halten mehr. Man muss sich vor Augen halten, dass die Mehrheit den ganzen Tag ueber weder feste Nahrung, noch einen Tropfen Fluessigkeit zu sich genommen hat. Fuer uns genuegt folgendes:

3x Roti Telur Bawang + Daal (in Teigfladen eingebackenes Ei und Zwiebeln, dazu Linsenbrei)

1 Kopi Susu (Kaffee mit gezuckerter Kondensmilch)

1 Horlicks Ais (eiskalter Instant-Malzdrunk, dessen Geschmack stark an Milch mit Honig erinnert)

Alles in allem 1.80 Euro.

19:15 Uhr Das Restaurant ist bis auf den letzten Platz gefuellt.

19:29 Uhr Wir schlendern zurueck in unser Zimmer. Die Stadt gleicht einer Geistersiedlung. Kaum jemand ist auf der Strasse zu sehen. Die Verkaeufer an den zahlreichen Staenden sind mit ihrem Essen beschaeftigt…

23:55 Uhr Bei uns geht das Licht aus. Wir haben gelesen, die mueden Knochen ausgeruht, ein paar Folgen Simpsons und South Park auf dem Netbook geschaut. Nun heisst es schlafen und von aufregenderen Zeiten traeumen….. Gute Nacht!

Endlich Roti!

I Mit Blaulicht in die Kirche

Die Polizei, dein Freund und Helfer. Das kann man auch hier, in Malaysia, woertlich nehmen. Die Uebernachtungen in Gasthaeusern uebersteigen bisweilen unser Budget – was liegt also naeher, als auf der Polizeistation nachzufragen? Schliesslich, so unsere Idee, haben die ja reichlich Platz zum Campen auf dem hauseigenen Sportplatz oder die eine oder andere freie Zelle. Man nimmt sich unseres Problems dankend an und eskortiert uns eine halbe Stunde spaeter zu Pastor Martin, der uns mit offenen Kirchentueren empfaengt. Von nun an fragen wir direkt bei den oertlichen Gotteshaeusern nach Unterkunft – und sind ueberwaeltigt von soviel selbstverstaendlicher Naechstenliebe und Gastfreundschaft. Eine kleine Spende erhaelt die Freundschaft.

Wir schaffen es nach Kota Kinabalu. Diese Stadt ist fuer uns Treffpunkt mit meiner Schwester Jana und Freund Guido. Wir geniessen zusammen das frische Essen auf einem der besten Seafood-Maerkte Suedostasiens, dem Filipino-Markt, schlendern durch die bunten, lebendigen Gassen des chinesischen Viertels und verbringen zauberhafte Tage auf Mamutik Island, unweit der Stadt. Auf der Insel gibt es keine festen Unterkuenfte, so dass die wenigen Camper vom spaeten Nachmittag bis zum naechsten Vormittag vom Ansturm der Tagesausfluegler verschont bleiben und die Ruhe geniessen koennen. Es laesst sich hervorragend Schnorcheln – ich bekomme Feuerfische und sogar Riffhaie zu Gesicht – sehr beeindruckend, auch wenn diese nur wenig laenger als einen Meter sind. Nach einer knappen Woche trennen sich unsere Wege – wir werden uns erst in Singapur wiedersehen…

II Radlos im Regenwald

Wir machen uns auf den Weg, zurueck nach Brunei, um die schoenere Seite des Landes kennen- und lieben zu lernen. Wir entscheiden uns aufgrund mangelnder Zeit und Lust, die Raeder und den Grossteil des Gepaecks in Kota Kinabalu zu lassen und trampen zurueck ins Land eines der reichsten Maenner der Welt. Das funktioniert ausgeprochen gut und so finden wir uns nach Einbruch der Dunkelheit in Sumbiling wieder. Dieses Dorf liegt am Ende einer Strasse, welche von Bangar direkt in den Regenwald fuehrt und von Menschen aus dem Stamm der Iban bewohnt wird. Wir sind hier, um Freiwilligenarbeit fuer ein Oeko-Dorf-Projekt zu leisten, welches „sanften Tourismus“ in der Region unter Einbindung der Einheimischen foerdern soll. Initiiert wurde das Projekt von Leslie, einem chinesisch-staemmigen Tourismus-Unternehmer und betreut von Rudy, unserem Couchsurfing-Gastgeber aus Bruneis Hauptstadt.

Es braucht seine Zeit, bis man sich aneinander gewoehnt. Die Iban sind anfangs sehr zurueckhaltend. Doch das Eis schmilzt von Tag zu Tag – aus Fremden werden schliesslich Freunde. Die unterschiedlichen Vorstellungen zum Thema Arbeit geben auch erstmal genug Zuendstoff fuer die ersten Tage – was ich am meisten zu hoeren bekomme ist: „Jens, just relax. Tomorrow is another day.“ Aber ich kann mir nicht helfen – mich nerven die kaputten oder fehlenden Werkzeuge, der Pfusch am Bau, die staendigen Pausen und die totale Unorganisiertheit – jeder macht, wozu er gerade mal 30 Minuten lang Lust hat und laeuft wieder weg. Doch wir naehern uns einander an und schaffen es in den zwei Wochen unserer Anwesenheit, ein Projekt zu beginnen, fertigzustellen und gleichzeitig noch genug Zeit zum Entspannen zu finden.

Die Iban leben vor allem von dem, was Fluss und Wald gerade anbieten. Auf Viehhaltung und Ackerbau sind sie nicht angewiesen, die Langhaeuser, in denen sie hauptsaechlich wohnen, halten mehrere Generationen – Sammeln, Fallenstellen, Jagen und Fischen sind seit Urzeiten ihre gewohnten Taetigkeiten. Geld spielt eine untergeordnete Rolle, ist eher fuer die junge Generation wichtig, die Leben und Gueter jenseits des Waldes aus dem TV kennt und verstaendliche Begehrlichkeiten entwickelt. Leider geht dadurch ein Teil des Wissens ueber den Lebensraum Regenwald verloren. Die Alten, wie Apai und Tukang, sind unerschoepfliche Wissensquellen – ein Waldspaziergang mit Ihnen ist eines der spannendsten Dinge, die man hier so machen kann – da wird aus gruenen Blaettern ploetzlich Seife, aus ein Paar Zweigen und zusammengerollten Pflanzenfasern binnen weniger Minuten eine trickreiche und gut funktionierende Vogelfalle, unscheinbare Wurzeln entpuppen sich als schmackhafte, an Erdbeeren erinnernde Snacks, Froesche werden zu Abendbrot… Der Wald ist ploetzlich kein unentrinnbares gruenes Dickicht mehr, sondern Lebensraum. Damit das so bleibt, steht der Primaerwald, also unberuehrter Regenwald, unter dem besonderen Schutz der Regierung und staendige Patrouillen von Polizei und Armee garantieren diesen zumindest teilweise.

Primaerwald erinnert stark an einen europaischen Mischwald – wenig Unterholz, sehr licht und ein gewaltiges gruenes Blaetterdach, getragen von enormen Staemmen. Man sieht weit und wundert sich. Das, was wir im allgemeinen mit Regenwald verbinden, ist Sekundaerwald – also bereits abgeforsteter oder landwirtschaftlich genutzter Wald, der zurueck kehrt. Da hier der Schatten der Baumkronen fehlt, entwickelt sich das undurchdringliche Dickicht, wie man es aus Filmen kennt. In beiden Waldformen findet man kaum Tiere, solang sie genug Raum haben, sich zu verteilen und zu verstecken. Kritisch ist es in den sogenannten Nationalparks, vor allem auf der Seite Malaysias – diese Gebiete werben damit, dass viele Tiere, dicht gedraengt, in freier Wildbahn zu sehen sind – das geht allerdings nur, wenn der Lebensraum schon so stark begrenzt ist, dass den Tieren keine andere Wahl bleibt. Ein Zoo mit anderen Mitteln….

Abseits der Lehrstunden im Wald und den Arbeitsstunden im Dorf, wo wir vor allem Drainagen schachten, mit Flusskieseln und Lehm Wege pflastern – schwimmen wir, wegen eventueller Krokodile unter Aufsicht, im Fluss, fahren im Langboot zum Fischen, bestaunen die Sonnenuntergaenge, belauschen die vielfaeltigen Stimmen des Waldes und sitzen am Abend um die Feuerstelle oder im Langhaus bei einem Becher Reiswein zusammen und sprechen ueber unsere beiden, so unterschiedlichen Welten.

Am vermeintlich letzten Abend steigt ein Abschiedfest, in dessen Verlauf wir genoetigt werden, noch einen Tag laenger zu bleiben. So kommen wir noch in den Genuss einer Verlobungsfeier in einem benachbarten Langhaus. Die Verlobung wird rund zwei Monate vor der eigentlichen Hochzeit abgehalten und dient vor allem der Feststellung des Verwandheitsgrades von Braut und Braeutigam. Dies wird unter den Maennern ausgiebig bei Tee und Tabak diskutiert, waehrend die Frauen den haerteren Getraenken froehnen und das Tanzbein schwingen. Am naechsten Morgen wird dann das Ergebnis der “Verwandheitsgradsfeststellungsdiskussion“ bekannt gegeben…

Und wir stehen wieder in der prallen Sonne, mit Abschiedsschmerz und Katerstimmung, und winken den vorbeifahrenden Autos zu, bis uns eines mitnimmt…

Zurueck in Kota Kinabalu packen wir fuer den hoffentlich letzten Flug auf dieser Reise…

III Alles verboten und viele Kilometer

Ankunft in Singapur – Ankunft in der Zukunft. Die Schweiz Suedostasiens raubt uns den Atem und den Schlaf. Nur rund 50 auf 70km gross, draengen sich hier knapp 5 Millionen Menschen. Viele davon weiss. Wir treffen wieder auf Guido und Jana und durchstreifen fuer zwei Tage den asiatischen Bau-Gigantismus. Wir fuehlen uns voellig deplatziert. Was soll man auch in einer Stadt anfangen, die anscheinend nur aus Shoppingmalls, Bueros, Wohntuermen und Entertainmentlokalen zu bestehen scheint? Was ist das fuer ein Land, wo der Besitz und der Gebrauch von Kaugummi illegal ist und unter Strafe steht, das „Nach-dem-Pippi-machen-nicht-spuelen“ mit einer Geldstrafe geahndet wird? Alles sauber, alles genormt, alles sicher!

Wie wohltuend ist da die, zum Glueck noch vorhandene, Atmosphaere von Little India, Chinatown und dem arabischen Viertel. Alte Haeuschen, zwei bis drei Stockwerke hoch, ein Gemisch aus Lebensmittel- Klamotten- Haushaltswarenlaeden und Restaurants in den Erdgeschossen – ein quirliges Treiben in den Gassen…

Wohltuend auch unser naechtlicher Rueckzugsort bei den Warmshowern Frank, Ho Pheng und der kleinen Tochter Inge – eine Wohnung zum Durchatmen – ein gelungener Mix aus europaeischem und asiatischem Einfluss, eine Gastgeberin, die zwischen Baby und Arbeit noch Zeit fuer uns findet – besten Dank dafuer!

Fuer uns heisst es Abschied nehmen von Jana und Guido und mit einer unterdrueckten Traene in den Augenwinkeln schwingen wir uns wieder auf die straeflich vernachlaessigten Stahlroesser. Die vor uns liegende, rund 2‘000km lange Etappe nach Bangkok wird uns nochmals durch Malaysia fuehren, wahrscheinlich durch immer gleiche Palmoelplantagen – doch lassen wir uns ueberraschen.

Den lang herbeigesehnten Radkilometer 10‘000 haben wir am 4. September in Malaysia, zwischen Kota Tinggi und Mersing ueberschritten – lang genug hat es gedauert.

 03 Geleitschutz zur Kirche

12 Auf dem Fluss

01 Boot auf Beinen